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„Wir leben in einer schwierigen Zeit. Aber es wird immer auch wieder gut“

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Der Graffitikünstler Benuz über seine Kunst, Dresden und seine kommende Ausstellung in der Full Moon Gallery

 

Benuz‘ Atelier ist ein kleiner Raum im Atelier- und Probenraumhaus Hanse 3 auf dem Gelände des Alten Leipziger Bahnhofs in der Dresdner Neustadt. Wer das Gelände betritt, erkennt bereits am Eingang große Wandgemäde von Benuz. Und auch in seinem Atelier, was er vor etwa einem Jahr bezogen hat, sind die Wände voll von Kunstwerken in Benuz‘ unverkennbarem Stil: „Meine Technik ist Kalligraphie“, erklärt Benuz. „Aber ich schreibe nicht. Ich mache mehr Textur und dynamische Linien.“

 

Manche seiner Werke sind figurativ, also Tieren oder menschlichen Figuren nachempfunden, andere sind abstrakter, manche nahezu geometrisch oder symmetrisch geformt. Was sie eint, ist das typische Formen- und Liniengeflecht, was an kalligraphische Schriften erinnert, ohne jedoch textuell zu sein. Dafür verwendet Benuz verschiedene Materialien. Entsteht ein Graffiti draußen, arbeitet er mit Spraydosen, Pinsel und Wandfarbe. Auf Leinwänden kommen Acrylfarbe und manchmal auch Spraydosen zum Einsatz.

 

Inspiration für seine Werke bezieht Benuz aus der Beschäftigung mit alten Kulturen, allen voran der prähispanischen Kultur seines Heimatlandes Mexiko. „Ich arbeite mit verschiedenen Künsten der Kulturen. Aus Mexiko vor Allem, aber auch mit einer Mischung aus Kulturen von China, oder Thailand. Sehr alte Kulturen. Eine Mischung von Symbolen.“ Seine Kunst sei voll spiritueller und mystischer Energie.

So wundert es nicht, dass Benuz auf die Frage, ob er einen Plan B zum Beruf des Künstlers hatte, antwortet: „Ich wäre vielleicht Therapeut geworden, aber mehr an einem spirituellen Ort. Und ich könnte Therapie machen mit alternativen, verschiedenen Methoden.“

 

Als Künstler konnte Benuz sich jedoch bereits international einen Namen machen. Im Laufe der Jahre wurde Benuz in der mexikanischen Graffiti-Szene als einer der Pioniere der Kalligrafie-Graffiti-Bewegung bekannt. Heute sind seine avantgardistischen Kunstwerke in der weltweiten urbanen Kunstszene weithin anerkannt, und er ist zu einer Inspirationsquelle für viele junge und aufstrebende Graffiti- und Street Artists auf der ganzen Welt geworden.

 

Auch mit Marken wie Nike, Adidas oder Reebok hat er bereits zusammengearbeitet und kann somit vollständig von seiner Kunst leben. Nebenbei arbeitet er auch als Tattookünstler und macht Musik, rund 70 Prozent seiner Arbeiten sind jedoch Auftragsmalereien auf Leinwand. „Ich glaube, das ist wie mit allem: Du solltest immer arbeiten und versuchen, deinen eigenen Weg zu finden, um von deiner Kunst zu leben. Ich mache zum Beispiel T-Shirts mit meiner Kunst, auch Tattoos, Auftragsarbeiten auf Leinwand, aber es gibt eben verschiedene Wege, seine Kunst zu verkaufen“, sagt Benuz.

Jungen, aufstrebenden KünstlerInnen rät er trotzdem zur Authentizität: „Für mich ist ganz wichtig, dass man ganz natürlich ist und nicht probiert, andere zu kopieren. Man kann damit anfangen, aber du solltest dich selbst fragen: Was willst DU machen? Das ist ein Dialog zwischen dir und deinem Bild von dir selbst. Es ist ehrlich und das ist das Wichtigste für mich.“

 

Benuz lebt und arbeitet seit acht Jahren in Dresden. An der Dresdner Kunstszene schätzt er vor Allem die Vielseitigkeit kleiner, nicht-kommerzieller Projekte. „Für mich sind die kleinen Galerien interessant. Sie sind ein bisschen alternativer in ihrer Kunst, nicht so kommerziell. Es gibt viele verschiedene kleinere Galerien mit flexiblen Projekten und auch Underground-Kunst.“

 

Seine kommende Ausstellung trägt den Titel „Das Ewige“. Hierfür wird Benuz acht Arbeiten auf speziellem nachhaltigem Graspapier des Dresdner StartUps MATABOOKS anfertigen. Eine spannende Herausforderung für den Künstler, der normalerweise eher selten auf Papier arbeitet. Das Thema der Ausstetllung ist “Das Ewige”. „Und das meint das Wiederholende, der Zyklus des Lebens oder auch der Menschen, welcher auch wie ein Zyklus ist“, erläutert Benuz. „Und zurzeit ist es eine eher schwere Zeit, aber das passiert immer, in jedem Zyklus. Und dann wird es auch wieder besser.“

Benuz‘ Ausstellung „Das Ewige“ wird am 21. August 2021 um 20:00h in der Full Moon Gallery (KulturCentrale, Hechtstr. 17, Dresden) eröffnet.

 

 

Autorin Miriam Gagelmann