Yevgeny Feldmann’s Verschmelzung von Musik und Kunst
Yevgeny Feldmann präsentiert aktuell seine Werke zur Ausstellung “Bewegungsform Farbe” in der Full Moon Gallery. Seine künstlerischen Werke vereinen seine langjährige Verbindung zur Musik sowie seine Leidenschaft zur Malerei. Die Ausstellung ist bis zum 23. März in der Full Moon Gallery zu sehen. Im Interview erzählt Feldmann von seiner detaillierten Arbeit, der Vereinbarung von Musik und Kunst und seinen kreativen Inspirationen.
Wie hat deine Verbindung zur Kunst begonnen?
Ich habe zunächst angefangen Aquarell zu malen. Ich habe anschließend viel ausprobiert. Zunächst las ich viele Bücher. Dann begann ich mit Tuschezeichnungen, Bleistift-, Kohle-, und Pastellzeichnungen. Schließlich habe ich Farben für mich entdeckt. Aquarelle und Acrylfarben. Mir wurde mit der Zeit mehr und mehr bewusst, dass viele MalerInnen mit Ölfarben auf der Leinwand malen. Und das wollte ich auch ausprobieren. Komischerweise ist das sehr leicht. Versuche, Aquarell zu übermalen, und das Werk ist kaputt. Mit Ölfarben ist jeder Mensch ein/e KünstlerIn. Man kann malen, kann machen was man will – das ist die Kunst daran.
Mein ‘Fetisch’ ist – sehr altmodisch – Ölfarben, Pinsel und Leinwände. Ich habe FreundInnen, die malen ohne Pinsel, minimaler, aber das ist für mich persönlich zu wenig. Für mich ist es beim Malen wie in der Musik, nicht zu wenig, dann ist es unglaubwürdig. Meine Werke sind vor allem aufwändig. Es sieht zwar sehr spontan aus, aber in Wirklichkeit liegt hinter der angeblichen Improvisation eine detaillierte Arbeit, die ich besonders genieße.
Du bist seit dem Jahr 1996 Pianist an der Semperoper – wie zieht sich diese besondere Verbindung zur Musik durch deine Kunst?
Ich stehe sehr nah zur Musik – nein ich stehe in der Musik drin! Ich höre so viel Musik, ich trage eigentlich immer meine Kopfhörer. Ich begeistere mich für viele verschiedene Musik, verschiedene Jahrhunderte, verschiedene Komponisten.
Die Verbindung von Malerei und Musik ist für mich, dass beides so unantastbar ist, dass ich es kaum beschreiben kann.
Aber was bei Musik und Kunst besonders wichtig ist, wie der Künstler Jonathan Meese es beschrieben hat: Kunst ist eine Diktatur. Das klingt erst ungewöhnlich, denn Kunst ist vor allem Freiheit. Wir bewegen uns in einer abstrakten Welt. Ich finde jedoch auch, dass es eine Diktatur ist. Im Sinne einer innerlichen Diktatur. Mir hat diese innerliche Diktatur überhaupt geholfen zu malen. Als KünstlerIn muss man sehr organisiert sein und eine sehr große Selbstdisziplin haben.
Richtet sich dein Malprozess ebenfalls nach genauer Organisation?
Malerei kann man so nicht planen, aber den Prozess kann man planen. Ich arbeite mit keinen Kinderfarben, sondern Ölfarben, Leinwände sowie verschiedene Malmittel. Das muss alles platziert werden. Das riecht, das stinkt, das muss seinen speziellen Platz haben. Man muss sich verbreiten, man muss anfangen zu malen. Ich male zur Zeit in einem Atelier eines guten Freundes von mir. Da hat man sehr viel Platz, da kann man auch im Freien malen, das hilft mir. Ohne Disziplin kann man gar nichts anfangen. Die Diktatur der Kunst muss immer bestehen bleiben.
Sitzen und auf Inspirationen warten mache ich nicht. Inspiration kommt mit der Arbeit oder man bereitet diese Inspiration vor. Vielleicht kommt die spontane Inspiration mal nach vielen Jahren, jedoch muss man dafür erholt sein und viel Freizeit haben.
Welche Rolle spielt die Musik in deinem Malprozess?
Ich höre beim Malen kaum Musik. Diese Möglichkeit habe ich leider nicht . Man kann natürlich mit Kopfhörern malen, aber ich habe es lieber im Hintergrund. Ich finde das Hören von Musik eigentlich hilfreich, aber ich mache es nicht. Wenn ich male, gibt es trotzdem immer viele Klänge – meine Pinsel, meine Gespräche- aber leider keine Musik. Jedoch beeinflusst die Musik Prozesse. Dabei mein ich besonders starke Musik, welche starke Emotionen ausdrückt.
Wie würdest du die Gestaltung deiner Werke beschreiben? Hoffst du, etwas Bestimmtes in den BetrachterInnen hervorzurufen?
Meine Motive sind tatsächlich abstrakt, denn ich denke so abstrakt. Mir ist bewusst, dass die Menschen meine Gedanken in den Bildern nicht ablesen können, das ist unmöglich. Aber das brauche ich auch nicht. Alles was ich male – das kann ich ganz offen sagen – ist sehr egoistisch. Da geht es nur um mich. Alles auf der Leinwand, das bin ich, nur ich. Das ist mein kreativer Hintergrund, ich spekuliere, dass eigentlich alle MalerInnen das meinen.
Ich will, und ich hoffe, dass die Menschen bei meinen Werken das mit sich koordinieren, auf sich projizieren. Jeder sollte etwas eigenes bei den Gemälden fühlen, nur für sich. Das ist die Kunst.
Und wenn sie nichts empfinden, dann Pech. Ihre innere Stimme und besonders der erste Eindruck lügt nicht. Man sollte nicht darüber nachdenken, darüber grübeln, sondern es muss spontan passieren. Wenn sie etwas persönliches sehen, Emotionen spüren, an sich denken, dann habe ich als Künstler gewonnen.