Echoes in Ink – Ein Abend zwischen Erinnerung und Verantwortung
Launch Event Echoes in Ink am 14.12.2025
Am Abend des 14. Dezember 2025, dem Beginn des jüdischen Festes Chanukka, wurde die KulturCentrale Dresden im Rahmen des Launch-Events von „ECHOES IN INK – Die Kunst des Erinnerns“ zu einem Raum des Zuhörens, Austauschs und gemeinsamen Nachdenkens. Im Mittelpunkt stand die künstlerische Auseinandersetzung junger Menschen mit jüdischer Geschichte, Erinnerungskultur und gesellschaftlicher Verantwortung.
Das Launch-Event markierte nicht nur die öffentliche Präsentation der im Projekt entstandenen Graphic Novels, sondern auch einen bewussten Moment des Innehaltens – in einer Zeit, in der Erinnerungskultur neu gedacht und aktiv gestaltet werden muss. Vorgestellt wurden Arbeiten, die in intensiven Workshops, Recherchen und unter künstlerischer Begleitung entstanden sind und zeigen, wie zeitgemäße Erinnerungskultur aussehen kann: persönlich, vielstimmig und visuell zugänglich.
Warum Erinnerung wichtig bleibt
An diesem Tag wurde deutlich, warum Projekte wie ECHOES IN INK gerade jetzt von besonderer Bedeutung sind. Erinnerungskultur bleibt nur dann lebendig, wenn unterschiedliche Perspektiven sichtbar werden und Gehör finden. Besonders die Stimmen junger Menschen eröffnen neue Zugänge zu historischen Themen: Sie verbinden Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und bringen persönliche Reflexionen in den öffentlichen Diskurs ein.
In einer Zeit, in der Antisemitismus wieder zunimmt, historische Narrative zunehmend in Vergessenheit geraten und diskriminierende Ideologien neu erstarken, wird klar, wie unverzichtbar es ist, Geschichte nicht nur zu bewahren, sondern aktiv weiterzutragen. Zugleich verändert sich Erinnerungskultur grundlegend, da immer weniger Überlebende selbst von ihren Erfahrungen berichten können. Sie wird damit zur Aufgabe derjenigen, die zuhören, erinnern und neue Formen des Erzählens entwickeln.
Die im Projekt entstandenen Graphic Novels zeigen eindrücklich, dass Erinnerung kein abstraktes Konzept bleibt, sondern durch individuelle Erfahrungen, kreative Ausdrucksformen und ethische Auseinandersetzung lebendig wird. So entsteht ein vielstimmiges Bild von Verantwortung, Menschenwürde und gesellschaftlichem Engagement – und ein eindringlicher Appell, sich der Vergangenheit bewusst zu sein, die Gegenwart kritisch zu reflektieren und Verantwortung für eine inklusive, demokratische Zukunft zu übernehmen. Aktuelle Ereignisse machen dabei schmerzhaft deutlich, dass Antisemitismus kein vergangenes Kapitel ist, sondern eine akute gesellschaftliche Realität.
Das Projekt im Überblick: ECHOES IN INK – Die Kunst des Erinnerns
ECHOES IN INK ist ein interdisziplinäres Kunst- und Bildungsprojekt, das jungen Menschen einen kreativen Zugang zur jüdischen Geschichte und zur Auseinandersetzung mit der NS-Verfolgung eröffnet.
Das Projekt lädt junge Menschen dazu ein, selbst zu Forschenden, Erzählenden und Gestaltenden zu werden.
Im Zentrum stehen Recherchen zu jüdischen Lebensgeschichten und Erinnerungskultur – vor, während und nach der Shoah. In Gedenkrundgängen, Kreativ-Workshops und thematischen Working Sessions entwickelten die Teilnehmenden daraus eigene Comic-Narrative. Ziel war es nicht nur, historische Fakten abzubilden, sondern Fragen von Verantwortung, Kontinuitäten von Diskriminierung und eigener Haltung sichtbar zu machen.
Die Graphic Novels im Fokus
Höhepunkt des Abends war die Präsentation der entstandenen Graphic Novels. Teilnehmende präsentieren ihre Arbeiten und gaben Einblicke in ihre Recherchen, Erzählungen und künstlerischen Prozesse.
Auch Nazanin Zandi, die Leiterin der Graphic Novel Workshops, präsentierte ihren Fortschritt in ihrer persönlichen Graphic Novel, in der sie sich mit ihrer eigenen Familiengeschichte auseinandersetzt.
Die vorgestellten Werke konnten in Stil und Perspektive nicht unterschiedlicher sein, zeigten jedoch alle eine intensive Auseinandersetzung mit jüdischen Biografien, historischen Brüchen und der Wichtigkeit von Erinnerungskultur. Die Graphic Novels erzählten von Angst, Verlust, Widerstand und Erinnerung – und machten zugleich deutlich, wie kraftvoll das Medium Graphic Novel sein kann, wenn es um komplexe historische Themen geht.
Neben den Präsentationen der Jugendlichen bot die Veranstaltung Raum für Diskussionen mit Künstler*innen, Historiker*innen und Pädagog*innen. Besucher*innen hatten zudem die Möglichkeit, direkt mit den jungen Künstler*innen ins Gespräch zu kommen, die Werke aus nächster Nähe zu erleben und sich über deren Entstehung und Bedeutung auszutauschen. Das Event verdeutlichte, wie kreative Projekte junge Menschen befähigen, komplexe historische Themen zu reflektieren, unterschiedliche Perspektiven auf die Vergangenheit einzunehmen und Verantwortung in der Gegenwart zu übernehmen.
Ein Abend, der nachwirkt
Das Launch-Event von ECHOES IN INK war mehr als eine Präsentation künstlerischer Ergebnisse. Es war ein Abend, der zeigte, wie wichtig Räume sind, in denen junge Stimmen gehört werden und Erinnerung aktiv gestaltet wird.
Vor dem Hintergrund zunehmender antisemitischer Gewalt wurde spürbar: Erinnerung ist keine Übung in der Vergangenheit, sondern eine gesellschaftliche Aufgabe hier und jetzt. ECHOES IN INK zeigt, wie dies mit Kunst, Haltung und der Überzeugung, dass Erinnern Verantwortung bedeutet, umgesetzt werden kann.










